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Vor dem Konzert im Wiesbadener Kulturpalast hat sich die Möglichkeit ergeben, den Jungs von Redensart noch ein paar Fragen zu stellen. Während Markus sich aufgrund einer Erkältung noch etwas ausruhte, nahmen sich Laurin, Gabbo & Danny Zeit für ein kurzes Gespräch. Danach wurde mir netterweise bis zum Konzert noch Asyl gewährt, so dass ich nicht wieder hinaus in die kalte Oktobernacht musste 🙂 Vielen Dank dafür nochmals!

Wenn ihr also wissen wollt, wer mit wem in einer WG lebt, was der Plan B der Jungs ist und was Fans schon schönes für sie gemacht haben, dann lest hier weiter!

Im Sommer ward ihr mit Tonbandgerät unterwegs, jetzt geht es bis Dezember wieder auf Tour. Seid ihr eigentlich mittlerweile alle Vollzeit-Musiker, oder gibt es noch einen Plan B den ihr verfolgt?

Klar, Plan B gibt es immer irgendwie. Es geht schon viel Zeit für die Musik drauf, momentan auch auf jeden Fall so viel, dass es schwer fällt, nebenbei noch etwas anderes zu machen. Aber Plan B gibt es auf jeden Fall. Der eine studiert, der andere arbeitet nebenbei mal mehr, mal weniger und der andere hat schon studiert. Laurin hat beispielsweise seinen Bachelor.

Wie ist eigentlich eure Verbindung mit Tonbandgerät entstanden?

Wir haben uns vor zwei Jahren kennengelernt, als Tonbandgerät in Freiburg gespielt hatten. Wir haben ihnen einfach geschrieben und gefragt, ob sie nicht vielleicht noch einen Support für Freiburg brauchen. Als Antwort kam ‚Ja, aber wir machen noch eine offizielle Ausschreibung. Ihr seid etwas früh dran‘. Also haben wir uns dann später auf die Ausschreibung hin beworben und glücklicherweise haben sie uns anderthalb Jahre später aus vielen Bands ausgewählt, gleich eine ganze Tour mitzumachen.

Ist da mittlerweile eine richtige Freundschaft entstanden? Tonbandgerät sind ja auch bei euch dieses Jahr bei einigen Terminen mit dabei.

Ja, total. Wir kannten uns zuvor ja nicht wirklich, haben einmal einen Abend miteinander verbracht. Umso überraschter waren wir, dass sie uns anderthalb Jahre später geschrieben haben. Aber klar, bei so einer Tour kommt man sich ja auch immer näher.

Was ich deutschsprachige Bands immer gerne frage ist, wie kam der Entschluss auf deutsch zu singen? Wieso nicht englisch?

Danny: Jaa, das war Intuition. Ich schreibe ja die Texte bei uns und habe selber früher viel englischsprachige Musik gehört, aber letztlich war es keine bewusste Entscheidung, auf deutsch zu singen.

Findet ihr es nicht schwerer, auf deutsch zu singen?

Danny: Nein, finde ich eigentlich nicht. Ich muss dazu sagen, dass ich mit beiden Sprachen groß geworden bin, da mein Vater aus Irland kommt, ich aber immer das Gefühl hatte, auf deutsch besser vermitteln zu können, was ich eigentlich sagen will.

Ich finde das immer ganz interessant, weil man als Zuhörer bei deutscher Musik sehr stark auf die Texte eingehen kann. Ich frage mich da manchmal, ob der Musiker das als Fluch oder Segen empfindet, wenn der Zuhörer ihn quasi so gut verstehen kann.

Laurin: Ich würde sagen, sowohl als auch. Ich finde es schön, wenn man sich hinter einer Sprache nicht verstecken muss. Oder wenn man keine Kompromisse eingehen muss, weil man sich nicht sicher ist, wie man etwas auf den Punkt bringen kann.Ich finde es daher immer spannend, wenn man mit der Sprache, mit der man groß geworden ist, auch Musik machen kann.

Danny, du hast ja gerade bereits gesagt, dass du die Texte schreibst. Ist das bei euch so eine Arbeitsteilung?

Wir haben das jetzt nicht so strikt aufgeteilt. Ich schreibe einfach schon wahnsinnig lange Songs. Aber die Musik machen wir dann alle zusammen.

Habt ihr musikalische Vorbilder? Oder was hört ihr denn so?

Gabbo: Wir haben uns jetzt angewöhnt, während wir auf Tour sind und etwas posten, auch immer eine Tourbus-Playlist anzuhängen, so 3 oder 4 Songs am Tag. Ich glaube, heute haben wir noch keinen….(lacht) Zur Zeit hören wir im Bus gerne Spaceman Spiff, das ist auch ein deutscher Künstler, aus Hamburg.

Danny: Wir hören sehr viel unterschiedliche Musik, weil wir uns als Musiker auch in einem anderen musikalischen Umfeld begegnet sind, als wir uns jetzt bewegen. Wir kommen eigentlich alle aus Punk Rock Bands und sind da auch teilweise noch aktiv. Und deswegen hören wir auch viele unterschiedliche Punk Bands, die uns auch musikalisch sehr inspirieren.

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Lebt ihr eigentlich zusammen? Habt ihr eine WG gegründet?

Laurin: Jein. Also mittlerweile leben Gabbo und ich zusammen. Aber als Gabbo nach Freiburg gekommen ist, hat er auch mal kurz auf der Couch in seiner WG gelebt (deutet auf Danny).

Ihr seid ja jetzt dieses Jahr recht viel unterwegs. Wie ist denn das Tourleben so? Wie man es sich so vorstellt als Außenstehender?

(alle lachen) Wie stellt man es sich denn vor?

Na, Sex, Drugs & Rock’n’Roll, ihr wisst schon!

Gabbo: Das kommt auch drauf an, was für ne Tour man fährt, wo man dann überall spielt. Also jetzt auf dieser Tour ist es so, dass die Konzerte Spaß machen und wir uns sofort mit den anderen Bands verstanden haben, wie jetzt mit Monoshoque und Bender & Schillinger. Dann ist alles super entspannt und man geht auch gerne mal abends nach der Show noch zusammen ein Bier trinken. Aber bei einer größeren Tour, wie es mit Tonbandgerät der Fall war, da ist es dann auch eher mal anstrengender, weil man hat lange Fahrtzeiten und muss eher da sein, weil der Club dann auch größer ist und der Soundcheck vielleicht auch länger geht. Wenn das dann ein professionelleres Level hat, dann muss man auch schon mal um 8 Uhr aufstehen um dann 5 Stunden zu fahren, einzuladen, zu spielen und wieder aufzuladen und dann wieder zu pendeln. Das kann schon mal anstregend werden.

Was war denn in der Zeit euer verrücktestes Erlebnis mit Fans?

Danny: Wir touren ja eigentlich erst so richtig seit Anfang des Jahres. Davor haben wir viel im süddeutschen Raum gespielt. Jetzt hatten wir bei dieser Tour ein Konzert in Minden, da waren zwei Jungs, die hatten uns als Support von Tonbandgerät in der Großen Freiheit in Hamburg gesehen, und die sind dann zwei Stunden gefahren und haben sich ein Hotel genommen, um bei unserem Konzert in Minden dabei zu sein. Das war total neu für uns, dass Leute so etwas machen. Das fand ich irgendwie total schön!

Gabbo: Das kann man so unterstreichen. Ich find’s allgemein schon verrückt wenn man spielt und es kommen Leute zweimal, oder sogar dreimal, und haben eine lange Fahrt hinter sich. Und wenn die Leute dann die Songs kennen. Wir machen ja alle schon relativ lang Musik.

Auch in der Konstellation?

Danny: Gabbo ist ja erst seit Februar bei Redensart dabei. Gabbo und ich haben auch lange in einer Punk Rock Band zusammen gespielt, Deserteur Schumann, in der auch der ehemalige Gitarrist von Redensart noch spielt, und Markus, der jetzt Schlagzeug spielt auch da früher Schlagzeug gespielt hat. Es ist einfach eine sehr eng vernetzte Musik-Szene in Freiburg allgemein.

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Wenn ihr Leute zum zweiten oder dritten Mal im Publikum seht, ist das eigentlich so, dass ihr Gesichter von der Bühne aus ausmachen könnt? Erkennt ihr euer Publikum von der Bühne aus?

Gabbo: Das kommt auch immer drauf an, wie die Lichter eingestellt sind. Manchmal ist es auch so, dass es ein riesiger Raum ist und du weißt, er ist voll, siehst aber nur die erste Reihe, weil dich die Lichter komplett blenden. Und dann ist das Konzert vorbei und das Licht wird auf das Publikum geblendet und dann siehst du erst mal, wow, wie viele Leute eigentlich da sind.

Danny: Oder wie wenig los ist!

Man könnte ja so eine Spiegelwand aufstellen, dann wirkts gleich doppelt so viel!

(lachen) Wollen wir demnächst auch so machen!

Apropos, es gab ja wohl mal ein Konzert in Kehl…(alle lachen)…Die Angaben diesbezüglich variieren stark, was die Zuschauerzahlen angeht. Irgendwas zwischen 1 und 3…Was war denn da los? Hat der Türsteher keinen reingelassen?

Danny: Was war da los!? An dem Abend war bestimmt ein wahnsinnig besonderes Stadtteil-Fest, anders kann ich’s mir nicht erklären… Ne, wissen wir nicht. Ist jetzt auch schon ne ganze Weile her. Da war Gabbo mit dabei, aber hat noch gar nicht mitgespielt, sondern ist nur mitgefahren.

Aber trotzdem durchgezogen!

Ja, klar, immer! Dir bleibt ja auch gar nichts anderes übrig.

Wenn die Instrumente einmal eingestöpselt sind…

Danny: Ja, dann ist auch egal, wie viele Leute da stehen.

Gabbo: Ich meine, es waren ja trotzdem 3 Leute da, um uns zuzuhören. Man sollte immer gleich spielen, egal, ob kleine oder große Zuschauerzahl.

Wie war das denn für euch, als das erste Mal Leute eure Songs mitgesungen haben und eure Texte auswendig kannten? Wie hat sich das angefühlt?

Danny: (lacht) Das war wahrscheinlich bei uns im WG-Wohnzimmer. (alle lachen) Ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann mich nicht dran erinnern, wann ich’s das erste mal bewusst wahrgenommen hab, weil man gerade am Anfang viel in seinem Umfeld spielt und die Leute dann die Texte schnell kennen.

Ok, wann ist euch mal ein Chor aus dem Publikum entgegen geschlagen?

Danny: Oh ja, ganz abgefahren fand ich es auch gerade auf der Support Tour mit Tonbandgerät, wenn man den Leuten mal sagt, singt doch mal da und da kurz mit.

Es sind ja deine Worte die da gesungen werden.

Ja, schon auf jeden Fall sehr abgefahren. Schön einfach, ein schönes Gefühl wenn Leute deine Texte mitsingen.

Habt ihr ein Ritual, bevor es für euch auf der Bühne losgeht? (alle lachen los und schauen sich an) Ok, irgendwas, was man sagen kann?

Alle durcheinander: Jaaa… Doch, doch….

Laurin: Wir machen das auch nicht immer, aber haben es mal angefangen, nur vergessen wir es manchmal, da regen wir uns immer ein bisschen über uns selbst auf. Wir haben so einen kleinen Tanz-Gesang, da stehen wir immer Schulter an Schulter. Vielleicht machen wird das auch eher, wenn wir sehr aufgeregt sind, oder so.

Danny: Eigentlich ist es komplett bescheuert. (alle lachen) Eigentlich haben Laurin und ich mal einen Song geschrieben, den wir immer davor singen und tanzen und das ist eigentlich schon so ein Fastnacht-Karnevals-Smash-Hit! Glauben wir…könnte es irgendwann mal werden. Deswegen bleibt der auch erst mal unter uns. Das ist der Plan B übrigens!

Vielen Dank für das Interview!