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Am 19.3.15 war Noel Gallagher mit seiner Band High Flying Birds nach langer Deutschland-Konzert-Abstinenz zu Gast in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle. Da war es selbstverständlich, diesem Spektakel einen Besuch abzustatten. Hier ein kleiner Erlebnisbericht!

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Was das Timing für Konzertbesuche angeht, habe ich in letzter Zeit ein gutes Gespür entwickelt. Wie es bei mir leider häufig der Fall ist, hat sich die Abfahrt ins Unendliche nach hinten verzögert und so war es bereits gegen 21 Uhr als ich die Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf erreichte. Zu verdanken ist dies auch der bescheidenen Parkplatzsituation an diesem Abend. Alle drei Parkplätze der Halle waren bereits belegt, so dass ich etwa 1 (!) Stunde durch die Gegend fahren musste, um letztlich mein Auto irgendwo im Nirgendwo hinter einem Fußballplatz abzustellen. Nur mit Hilfe von Fotos der Straßenschilder, die ich vorausschauenderweise auf dem Hinweg gemacht habe, konnte ich später meinen Weg wieder zurückfinden. Es war so in etwa eine moderne Variante der Hänsel & Gretel’schen Brotkrumen… Wie dem auch sei, als ich in der Halle ankam, dauerte es keine 2 Minuten mehr und das Konzert begann! Pünktlich um 21 Uhr!Wunderbar! Dennoch gilt natürlich: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. In meinem Fall mit einem Platz recht weit hinten. Neben der Technik. War aber nicht wirklich schlimm, denn dort war auch das Gedränge nicht so groß.

Dies war nicht mein erster Besuch dieser Konzerthalle. Letztes Jahr im Oktober konnte ich hier bereits The Libertines live erleben, an meinem persönlichen Reunion-Wochenende. Doch diesmal war die Halle deutlich voller! Alle Ränge waren gut besetzt und auch die Stehplätze reichten fast bis ganz hinten. Und wie schon an jenem denkwürdigen Abend im Oktober, sollte mich mein Besuch der Mitsubishi Electric Halle auch diesmal glücklich machen.

Die Band enterte schließlich die Bühne und legte auch direkt los. Begrüßungsworte sind ja auch generell eher überbewertet. Mein Eindruck, dass Herr Gallagher nicht so der Typ für Smalltalk ist, sollte sich jedoch einige Songs später revidieren. Denn nach etwas Warmsingen fand dann auch etwas Interaktion mit dem Publikum statt. So wurde die etwas provokante aber durchaus lustige Frage gestellt, wo denn sein Bruder sei. Noels Antwort darauf: „He’s probably at home, looking at himself in the mirror!“. Kontern kann er, der Noel.

Wenig überraschend war zudem, dass ein nicht unerheblicher Teil des Publikums aus englischsprachigen Besuchern bestand. Egal wo man hin lief, überall schnappte man englische Wortfetzen aus Gesprächen auf. Und auch Mr. Gallagher wandte sich immer wieder gerne von der Bühne aus an seine Landsmänner.

Es wurden Songs des neuen Albums angekündigt und ich muss sagen, Noel Gallagher ist ein toller Live-Künstler. Es war nichts wildes oder allzu lautes, allein seine Präsenz auf der Bühne reicht aus, um einen das Konzert genießen zu lassen. Es war Brit Pop, wie ich ihn mir persönlich vorstelle. Man bekommt Lust, sich in ein Pub zu setzen, ein Pint zu bestellen und etwas mitzugröhlen.
Wann immer ein Gitarrensolo zum Besten gegeben wurde und das Fingerspiel groß auf der Leinwand zu sehen war hieß es: Gänsehautalarm. Die erste Stunde ist geradezu verfolgen. Alles war so neu und aufregend. Da wartet man so lange, jemanden endlich live sehen zu können und dann bäm, steht er da.

Die vorgestellten Songs stammen von dem Ende Februar 2015 veröffentlichten Album Chasing Yesterday, gemischt mit einigen Stücken aus dem Debüt-Werk Noel Gallagher’s High Flying Birdsaus dem Jahr 2011. So bestand die Setlist u.a. aus (Stranded On) The Wrong Beach, The Death of you and me und The Dying of the light. Aber natürlich verirrte sich auch der ein oder andere Oasis-Klassiker in die Setlist, so etwa Champagne Supernova (oh, all die schönen Erinnerungen…). Eines meiner Lieblingslieder, Dream On, wurde ebenfalls gespielt. Dieses stammt auch von Gallaghers Erstlingswerk als Solo-Künstler. Zwischendurch wurde der ein oder andere Song auch spontan jemandem aus dem Publikum gewidmet. So etwa das rockige und gitarrenlastige The Mexican. Dieses richtete Gallagher an einen Besucher, „who came all the way from India“. Ob dieser speziell für das Konzert angereist war, ließ sich jedoch nicht herausfinden…

Erst einmal Gefallen an dem Smalltalk mit dem Publikum gefunden, griff Noel gerne die ein oder andere Frage auf, die durch Rufen an ihn gerichtet wurde. Dabei ergab nicht jede wirklich Sinn, wie etwa „Why are you playing here?“. Doch auch hier wusste Herr Gallagher das passende zu antworten. „Well, we were passing by the venue and I saw my name on all the posters.“ Also dachte er sich, er könne ja mal Halt machen, wenn schon für ihn geworben wird. Die muntere Fragerunde ging dann auch gleich weiter mit der Anmerkung „Where is the pretty one?“. Darauf Gallagher: „It’s certainly not your f****** family, that’s for sure!“ 1:0 für Noel.

Um 22.20 Uhr wurde dann ebenso lautlos die Bühne verlassen, wie man sie knapp 1 ½ Stunden zuvor betreten hatte. Ich fragte mich natürlich: Geht da noch was? Und ob da noch was ging! Anders als manch andere Künstler, ließen sich die High Flying Birds auch nicht lange um eine Zugabe bitten. Nur wenige Minuten später ging es in die letzte Runde. Und die Frage, tut er’s, oder tut er’s nicht wurde schließlich beantwortet. Nein, er tat es nicht. Wonderwall gehörte nicht zum Repertoire. Dafür aber das nicht minder mitreißende Don’t look back in anger, was zu den letzten Liedern des Abends gehörte und diesen wunderbar abrundete.

Und so schließe ich diesen Bericht mit den Worten zweier Besucher, die nach Konzertende glückselig an mir vorbei liefen und deren Gespräch ich mitbekommen habe: „Der kann was!“ und „Das Konzert war spitze!“. Dem bleibt nichts mehr hinzuzufügen. Danke Noel, danke High Flying Birds!